Stadtbahnstation Rathaus-Süd

Bochum
Steckbrief
  • Ort
    Bochum
  • Plaungs- & Bauzeit
    01/1996 - 01/2006
  • Bauherr
    Stadt Bochum
  • Planer
    SVB Stadtverkehr, Bochum
    ZKP, Bochum
    CSK, Bochum
    Bartenbach Lichtlabor, München
    ITA, Wiesbaden
    Prof. Dr. Jens Blauert, Bochum
  • Funktionen
    Umsteigepunkt
  • Kategorien
    umsteigen
Beschreibung

„Du bist keine Schönheit, vor Arbeit ganz grau! Liebst dich ohne Schminke; bist ne ehrliche Haut; leider total verbaut, aber gerade das macht dich aus!", sang Herbert Grönemeyer 1984. Dies war auch die Ausgangslage, als wir 1995 den Wettbewerb für einen unterirdischen Stadtbahnknoten am Rathausplatz nebst Oberflächengestaltung gewannen.

Zur Eröffnung im Januar 2006 ist aus der Synthese von Materialität und Funktion etwas Eigenständiges entstanden: ein ungewöhnlicher, unverwechselbarer Raum, geprägt von der Wirkung von Licht und Glas.

13 prismatische Körper aus planmäßig vorzerstörten Gläsern (pre-crashed) durchdringen den Straßenraum und transportieren Tageslicht in die 14 m tiefer liegende Stadtbahnstation. Der Wechsel von Sonnenlicht, Wolken, Nacht wird spürbar, ein Dialog mit der Oberfläche entsteht. Gleichzeitig markieren die Prismen die Lage der Station im Stadtraum.

Darüber hinaus bestehen die Stationslängswände in Höhe der wartenden Fahrgäste aus geschichtetem Glas, welches hinterleuchtet ist. Sie entmaterialisieren den tragenden Betonkörper. Die geschichteten Glasplatten aus unterschiedlichsten Gläsern sind teilweise rückseitig zertrümmert und transportieren das kristalline Bild an die Vorderseite.

Die Glaswand dient auch der schalltechnischen Absorbierung, insbesondere tiefer Frequenzen durch Schlitze zwischen den Glaspaketen und den dahinter liegenden Hohlräumen. Beide Elemente (Glaskörper und hinterleuchtete Wand aus geschichteten Glasplatten) erzeugen einen unverwechselbaren, qualitätvollen unterirdischen Verkehrsraum.

Die Planungsvorgaben sahen für den Bereich Rathausplatz einen komplexen unterirdischen Knoten mit gewaltigen Verteilerebenen, unterirdischen Anbindungen an 3 U-Bahnhöfe, an Kaufhäuser, Ladenflächen und Bahnsteige mit unterschiedlichen Bahnsteighöhen für die verschiedenen Fahrzeugtypen dar. Wir konnten uns dies so nicht vorstellen und haben entgegen der Auslobung Gefällestrecken vertauscht, Verteilerebenen zurück gebaut und eine Station (Linie 306) an die Rathausseite und dort an die Oberfläche als gewöhnliche Stadtbahnhaltestelle verlegt.

Aus der Entflechtung der komplexen unterirdischen Zusammenhänge ergaben sich Spielräume, insbesondere für das Volumen des Stationsraumes. Während die Tunnelstrecken in bergmännischer Bauweise erstellt wurden, war für die Stationen eine offene Bauweise vorgesehen mit erheblichen Eingriffen in die Stadträume.
Um die Beeinträchtigungen kurz zu halten, wurde eine Deckelbauweise vorgeschlagen, bei der auf seitlichen Bohrpfählen zuerst die Stationsdecke errichtet wird und später die Station - unabhängig von der Nutzung der Oberfläche - unterirdisch ausgekleidet wird.
Statt das Volumen über dem Deckel der Station wieder zu verfüllen, nutzten wir den Raum für die Gestalt und Konstruktion der Decke. So ist ein großvolumiger, stützenfreier Stationsraum entstanden, welcher von einer tragenden Faltwerkdecke aus Stahlbeton getragen wird.

Zwei weitere Körper durchdringen den Stationsraum. Ein verglaster Schrägaufzug von Fahr- zu Straßenebene und die verglaste Brücke der Linie 306, welche den Luftraum quert.
Die Qualitätsmerkmale der Station setzen sich auch an der Oberfläche fort.

Die Aufbauten an der Oberfläche sind aus Stahl und Glas. Konstruktiv sind die Stahlbauten aus scharfkantigen Stahlblechen zusammengesetzt, einheitlich in Eisenglimmer beschichtet. Ausstattungsgegenstände sind aus Edelstahl und kontrastieren mit dunklen großformatigen Steinbelägen, welche die Basis für den zukünftigen Boulevard darstellen.
Darin eingebettet ist der historische Rathausplatz aus hellen und schweren Granitplatten von 1 x 1m Größe. Wir haben ihn in seiner Fläche nahezu verdoppelt. Er soll als politischer Platz weitgehend frei sein von Möblierung oder kommerziellen Aktivitäten und dem historischen Rathaus wieder einen angemessenen Auftritt verleihen. Ebenso erhält der 30 m breite Boulevard eine klassische und klare Zonierung: breite Flanierbereiche zu den fla