Stadthalle

Groß-Umstadt
Steckbrief
  • Ort
    Groß-Umstadt
  • Plaungs- & Bauzeit
    01/2001 - 01/2003
  • Bauherr
    Stadt Groß-Umstadt
  • Planer
    Fäth & Fäth, Darmstadt
    Ingenieurbüro Rödel, Darmstadt
    ITA, Wiesbaden etc.
  • Funktionen
    Mehrzweckhalle, Stadthalle
  • Kategorien
    sanieren kommunizieren
Beschreibung

Groß-Umstadt – die Weininsel im Odenwald - ist eine Handballhochburg. In den 90er Jahren wurde für den Regionalligisten direkt im historischen Ortskern eine neue monofunktionale Sporthalle gebaut. In diesem Zuge sollte die alte, gleich vis-à-vis gelegene Mehrzweckhalle saniert und für die nun vor allem sportfernen Nutzungen optimiert werden.

Ein erster Sanierungsversuch durch ein lokales Architekturbüro war im Jahr 2000 gescheitert. Darüber hinaus fehlte der insgesamt desolaten Verfassung der Halle ein tragfähiges Konzept. Der Keller war durchgefeuchtet, die Gebäudedämmung unzureichend und die räumliche Ergonomie der Halle kaum mehr zukunftsfähig.

Wie schon beim Umbau des Bürgerhauses in Mörfelden, war dabei die architektonische Konsolidierung und Neugestaltung des Hallenbaus durch PWP in Groß-Umstadt auch eine soziale Intervention. Die Reanimation dieses brachliegenden Gebäudes konnte nur gelingen, wenn auch seine künftige Nutzung klar projektiert würde. Ein festlicher Ort, eine gute Stube, die in erster Linie Kulturveranstaltungen offen steht, die von Veranstaltern, Künstlern und vom Publikum für seine Akustik, seine Atmosphäre und seine Infrastruktur gelobt wird. Wobei eine professionelle Licht- und Bühnentechnik diesem Vergleich standhalten sollte.

Die Neuinterpretation und Konversion betraf insbesondere auch die Materialien, mit denen neue Räume, die alte, vorhandene Geometrie des Gebäudes neu verpackt worden sind. Kirschholzfurnier an den Wänden des großen Saals lässt die Zugänge zu Lager- oder Küchenräumen nun unsichtbar verschwinden und das gleichzeitig auf zeichenhafter Ebene ein ganzes lokales Thema aufgreift: die Streuobstwiesen überall in der Region. Oder die hinterleuchteten Glasflächen aus sogenanntem precrashed-Glas, effektvoll, nicht effekthascherisch und für potentielle Vandalisten – auch daran muss in einem öffentlichen Gebäude gedacht werden – alleine dadurch uninteressant, dass die mittlere der drei Glasschichten bereits in tausende Splitter zerbrochen ist. Ausgesucht ist auch der Bodenbelag der neu geschaffenen Funktionsräume im mehrgeschossigen Bühnentrakt: „Pillarguri“, ein robuster Quarzschiefer aus Norwegen, dem fossile Einschlüsse eine warme Struktur verleihen.
Von besonderer Bedeutung ist die Saaldecke aus Edelstahlgewebe, welche semitransparente Akustikelemente, Lüftung und Saal- und Bühnentechnik verbirgt. Sie kann zu Revisionszwecken umgehängt werden. Ebenso wurde das Bühnenhaus neu konzipiert und mit Künstlergarderoben und Requisitenraum ausgestattet.

Die Gesamtkonzeption erlaubt heute vielfältige Veranstaltungsformen mit nachhaltiger, baulicher Qualität.