Unter dem Arbeitstitel „Quo vadis Tambach“ wurde im Mai 2016 ein Planungsteam gebildet, das die Grundlagen für einen bedeutenden Entwicklungsbaustein am Standort Tambach zusammentrug und in regelmäßigen Planungsbesprechungen eine Gebäudeplanung für den Ausbau der Oberflächentechnik in Tambach entwickelte.
Ausgehend von einer maximalen planungsrechtlichen Bebaubarkeit der Bestandsgrundstücke wurde eine Fläche mit einer Größe von ca. 8.750 qm hergerichtet. Dafür wurde ein offener Graben verrohrt, die ehemalige Garage und im Untergrund befindliche Keller bereits beseitigter Gebäude entfernt.
Komplex war die Neuordnung und Sanierung der Infrastrukturtrassen zwischen Bestand und Neubau, sowie der Bau einer Regenwasserrückhaltung als geschlossenes Erdbauwerk, welches aus ökologischen Aspekten anfallenden Regen zeitverzögert in die „Apfelstädt“ einleitet.
Oberflächentechnik ist immanent mit Energieeinsatz verbunden. Daher wurde eine weitere Trafostation mit 2.000 kVA sowie ein neuer Mittelspannungsanschluss für das gesamte Werk Tambach aufgebaut, die NSHV ist infrastrukturell für weitere Erweiterungen ausgelegt.
Perspektivisch liegen dem Entwicklungskonzept 4 Bauabschnitte zugrunde:
1 - EJOMAT mit Versand, Warenein- und -ausgang, Verladehof, Instandhaltung
2 - Beschichtung Zink-Lamelle
3 - Beschichtung Zink-Sauer
4 - Beschichtung Zink-Nickel
In dem Zeitraum März 2018 bis heute sind die ersten beiden Bauabschnitte von insgesamt 4 geplanten entstanden, wobei die Bereiche EJOMAT, Endkontrolle, Versand und Zink-Lamelle in den Neubau eingezogen sind.
Die architektonische Konzeption sieht vor, dass ein Verbindungsbau die Klammer zwischen der bestehenden, architektonisch wertvollen Shed-Halle des Bestandes und dem Neubau auf gleicher Höhenlage der Hallenböden bildet. Hier wird der Anschluss sowohl für den Materialfluss von Halle zu Halle, als auch für die interne fußläufige Verbindung der Mitarbeiter über den zentralen Flur des Büroriegels im Erdgeschoss geschaffen.
Der Baukörper des 1. BA rückt deutlich an die Straße „Im Grund“ und steht in der Blickachse des breiten Grünstreifens vor dem 3-geschossigen Bestandsgebäude. Der Verladehof liegt selbstverständlich an der Erschließungsstraße und bietet ausreichend Rangierfläche für die Andienung von 3 Überladebrücken und einer Scherenhubbühne. Der Baukörper des 2.BA setzt sich getrennt durch eine Brandwand parallel zur Nordseite des Bestandsgebäudes.
Die Tragstruktur beider Bauabschnitte sowie die der Brandwand wurden als Stahlbetonkonstruktion in Fertigteilen erstellt. Die Dachkonstruktion besteht aus Stahlbindern mit einer F30-Beschichtung, die sowohl Fachwerke als auch Unterspannungen aufweisen und dadurch in Ihrem Materialeinsatz sehr effizient sind.
Unter extremen Witterungsbedingungen wurde Ende Januar 2019 die Bodenplatte eingebaut. Die Bodenplatte ist in beiden Bauabschnitten mit einer Industrieflächenheizung ausgestattet. Hierbei besteht grundsätzlich die Möglichkeit, die Nutzung von Prozessabwärme aus dem Altbau nachzurüsten.
Im 2. Obergeschoss des 2.Bauabschnittes befindet sich Pausenraum, Umkleiden und Besprechungsraum, die für die Mitarbeiter der umgezogenen Abteilungen sowie der neuen Oberflächentechnik bestimmt sind.
In den angrenzenden Außenanlagen befindet sich eine Biofilteranlage, welche beim Beschichtungsprozess entstehende VOC-haltige Abluft über die Lüftungsanlage aufnimmt und diese über Biomasse aus Hackschnitzeln biologisch abgebaut wird.
Der architektonische Ausdruck der Neubauten fügt sich in die für EJOT entwickelte Materialfügung und Farbigkeit ein, wobei an die im Jahr 2006 modernisierte Fassade gestalterisch angeknüpft wird.
Markante Erker sorgen für zusätzliches Tageslicht in der Halle und ermöglichen den Blick nach draußen.
Der Entwicklungsprozess in Tambach ist -rein baulich gesehen- weiterhin im Fluss. Das vorliegende Konzept ist ein wichtiger und tragfähiger Leitfaden für weitere Entwicklungsschritte.